Kreidler Galactica 2.0
Kreidler Galactica 2.0

Energie aus dem All

So rollt der Galactica ganz bodenständig auf Dreizehnzöllern, die ihm zu einem nachvollziehbaren Fahrverhalten verhelfen. Nicht überhandlich, aber agil, nicht störrisch, aber hinreichend stabil umrundet er alltägliche Verkehrshindernisse. Sein unkompliziertes Benehmen liegt unter anderem an der sinnvollen Integration des Fahrers, der sich recht kompakt und mit knappen Kniewinkeln auf dem schmalen Polster in 810 Millimeter Höhe gebettet sieht. Spartanisch fällt der Soziussitz aus, insbesondere die dünne Polsterung macht sich unangenehm bemerkbar. Die Gabel wie das Federbein-Duo verrichten ihren Dienst unauffällig, erst tiefere Schlaglöcher zeigen die Grenzen der Komponenten auf.

Beim Antrieb zeigt sich die Evolution der individuellen Elektromobilität am deutlichsten. Überraschen wenig gepufferte Antriebe mit plötzlich einsetzendem Drehmoment, so setzt sich der bürstenlose E-Motor des Galaktischen sehr sanft, richtig zurückhaltend in Bewegung. Damit muss er beim Losfahren zwar quirlige Zweitakter ziehen lassen, dafür bleibt der Besatzung das elektrotypische Headbanging erspart. Da das Auspuffgeräusch entfällt, signalisiert ein rotes Lämpchen im Cockpit Betriebsbereitschaft.

Fortschrittlich ist auch die Lithium-Ionen-Technologie des 40-Ah-Akkus, die teurer ist, aber eine größere Reichweite als günstigere Bleibatterien realisiert. Bei nicht idealen Bedingungen schaffte unser Elektro-Roller immerhin 58 Kilometer – das sieht zunächst nicht nach viel aus, doch hält man sich den Einsatzzweck als Stadtfahrzeug vor Augen, dürfte dieser Aktionsradius für die meisten Gelegenheiten reichen. Leider ist die Ladezustandsanzeige nicht sonderlich exakt, die Nadel fällt bei jedem „Gasgeben“ auf die Hälfte zurück, bevor sie sich wieder erholt. Ist der Akku aber wirklich leer gefahren, wird der Kreidler mittels mitgeliefertem Ladegerät über die normale Haushaltssteckdose in vier bis sechs Stunden wieder voll geladen.

Mit der Dynamik des maximal 43 km/h schnellen E-Galactica kommen die beiden Scheibenbremsen locker zurecht. Das gilt jedenfalls, solange sie als Pärchen ran dürfen. Wird nur vorne am Hebel gezogen, ist die Bremsleistung doch arg defensiv und die assistierende Heckbremse wird benötigt. Die neue Technologie des Galactica ist nicht vom Himmel gefallen, sondern hat ihren Preis – fast 3000 Euro muss einem das gute grüne Gewissen schon wert sein.

Thilo Kozik