Kennzeichen K
Für den Vortrieb des Insignio 2.0 ist ein flüssigkeitsgekühlter 125-Kubikzentimeter- Single mit Einspritzung zuständig, der es auf überschaubare 12 PS Leistung und ein maximales Drehmoment von 11 Newtonmeter bringt. Bei den bis weit in den April vorherrschenden frostigen Temperaturen braucht der Einspritzer morgens eine längere Warmlaufphase, bevor er willig Gas annimmt. Zum Einkuppeln muss der Drehzahlmesser ungewöhnlich hohe 5000 Touren signalisieren, dann setzt sich der Insignio in aller Seelenruhe in Bewegung – notorische Ampelsprinter sind auf dem Insignio fehl am Platze. Dazu hallt das kräftige Auspuffgegäusch vom umfassenden Vorbau samt Scheibe wider, so dass der Insignio beim Fahrer lauter ankommt als er nach draußen klingt. Auch aus dem Rollen bleibt die Beschleunigung durch das doch recht hohe Gewicht von 172 kg überschaubar, der Vortrieb hält nicht ganz mit den akustischen Lebensäußerungen mit – das Überholvorgänge wollen sorgfältig geplant sein. Bei Konstantfahrt im mittleren Drehzahlbereich um 6000 Touren stören deutliche Vibrationen. Das ist leider das Tempo, mit dem man in der Innenstadt im restlichen Verkehr mitschwimmt. Dafür schlürft der Single vergleichsweise wenig Sprit durch die Einspritzdüse, selbst wenn er auf der Autobahn länger am oberen Drehzahlende gehalten wird. Mit einem Durchschnittsverbrauch von 3,5 Litern kann der Kreidler-Kondukteur sehr gut leben, zumal das recht große Spritfass erst nach 305 Kilometern wieder befüllt werden muss.
Das Abspulen dieser Distanz ist mit dem Insignio 2.0 beileibe keine Qual – Verbindungsetappen fallen infolge des guten Windschutzes leicht, in der Stadt legt der Kreidler eine artgemäße Handlichkeit mit kleinem Wendekreis an den Tag und im kurvigen Umland sorgt die integrierende Ergonomie für ein aktives Fahrgefühl. Dank der normalgroßen Reifendimensionierung mit 14-Zöllern vorn und hinten auf den hübschen Sternfelgen ergibt sich ein neutrales und stabiles Fahrverhalten, vom kurzen Radstand und der lenkerorientierten Haltung profitiert die Agilität. Durchaus sicher und mühelos biegt der 125er in die Kurven, nur links herum setzt der kratzende Ausleger des Hauptständers dem schrägen Kurventanz ein allzu frühes Ende. Darob eingeleitete Bremsmanöver setzt die herkömmliche Zweischeibenanlage brav, aber wenig spektakulär um.
Wird der Untergrund rau und pockennarbig, filtert die überdämpfte Gabel zwar einiges weg. Doch die unausgewogene Abstimmung mit den lasch dämpfenden Federbeinen macht die Fahrt unruhig und trübt die Freude ein wenig.
Zufriedenheit herrscht dagegen ob der insgesamt ordentlichen bis guten Verarbeitung und praxisgerechten Ausstattung des in China hergestellten Leichtkraftrollers. Kleinere Unpässlichkeiten inbegriffen: Der tiefe Tunnel für den Zündschlüssel verlangt lange Finger, ist der Lenker nach rechts eingeschlagen, wird der Schacht komplett verdeckt. Ins recht lange Staufach passt nur ein Jethelm mit Visier sowie eine flache Tasche. Dafür wirkt die stabile Frontfixierung der Sitzbank solide. Auch das breite Handschuhfach sieht nach mehr aus, als es letzten Endes in zwei kleinen Schächten bieten kann.
Mit dem gediegen-extrovertierten Äußeren ist der Insignio 2.0 für distinguierte Rollerfahrer gemacht, die gerne im Mittelpunkt stehen. Dafür sind die verlangten knapp 2900 Euro ein günstiger Preis, der mit wenig dynamischen Fahrleistungen, aber einem sparsamen Verbrauch einher geht.
Thilo Kozik