Aprilia SRV 850
Aprilia SRV 850

Das Scooter Superbike

Vor fünf Jahren sorgte der Gilera GP 800 als stärkster Roller der Welt für jede Menge Aufsehen. Ein Verkaufserfolg wurde der Maxi-Scooter trotzdem nicht. Nun wagt er als Aprilia SRV 850 mit ABS, Traktionskontrolle und aggressiv-sportlicher Superbike-Optik einen zweiten Anlauf

Können Sie sich den Supersportler Aprilia RSV4 mit Topcase vorstellen, zudem ausgestattet mit einem Helmfach, Navi-Gerät, abgestufter Sitzbank und Automatikgetriebe? Superbike-Weltmeister Max Biaggi schössen Tränen in den Augen, wenn ihn sein Team so auf die Rennstrecke schicken würde. Aber es ist keineswegs unvorstellbar, denn Aprilias neuer Maxi-Scooter SRV 850 sieht der elitären RSV4 auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich aus. Die Front des Rollers ist mit voller Absicht von der RSV4 abgeschaut, mit Aussparungen für ein besseres Ableiten des Fahrtwindes und dem dreiteiligen Scheinwerfer, wie man ihn vom Rennboliden her kennt. Der getönten, nicht verstellbaren Sportscheibe sieht man gleichfalls an, dass sie nur dann Windschutz verspricht, wenn sich der Fahrer dahinter klein macht. Auch das spitze Heck mit der knalligen LED-Leuchte ist dem Aprilia-Superbike entliehen.

So hat der stärkste Roller der Welt nicht immer ausgesehen. Seine Premiere feierte er bereits 2007 als Gilera GP 800. Entwickelt worden war er in einer Zeit, als auch bei den Rollern das Prinzip „höher, schneller, weiter” galt: mehr Hubraum, mehr Leistung, mehr Tempo. Die Eckdaten des schon damals sportlichen Maxi-Scooters stießen allerdings bei der Kundschaft nur auf verhaltenes Interesse. Der Nutzwert des GP 800 im landläufigen Scooter-Sinn tendierte eher gegen Null. Kaum Stauraum, kein ABS, ein Wendekreis wie ein 30-Tonner und dann auch noch ein pflegeintensiver Kettenantrieb konnten durch die Einzigartigkeit des Fahrzeugs nicht aufwiegen. In Deutschland fanden sich im Schnitt nur 50 Interessierte jährlich, die so ein Fahrzeug unbedingt haben wollten. Selbst im Rollerland Italien funktionierte das Konzept nicht. 2010 erhielt der Gilera-Maxi ein leichtes Facelift und ein Fahrwerks-Update, welches die mächtige Fuhre etwas handlicher machte. Aber das alleine reichte nicht aus, die Verkaufszahlen steigen zu lassen.

Unter dem Aprilia-Label und mit neuem Namen erhält der Roller-Express nun aber eine zweite Chance. Dank hoher Sportkompetenz und den Erfahrungen im Motorradbau verspricht sich Aprilia für den SRV eine eindeutiger definierte Charakterisierung.