Vespa 946
Vespa 946

Zahlensalat

Ganz ohne Hintergedanken dürften die Italiener ihr edles Schaustück nicht ins Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit geschoben haben: Schon seit einiger Zeit machen sich die Piaggio-Mannen intensiv Gedanken darüber, wie eine neue Vespa aussehen könnte – die Zeiten der erfolgreichen Klassiker Granturismo und GTS neigen sich dem Ende zu. Mithin dürfte die 946 auch als Stimmungstester angetreten sein, um die Reaktion des Publikums darauf zu erfahren.

Dass hinter der Vespa-Studie tatsächlich mehr steckte, als kreative Gedankenspielerei, lässt sich an dem ungewöhnlichen Vorgehen Piaggios festmachen, in die 946 eine brandneue Motorengeneration einzubauen: Der luftgekühlte Dreiventil-Viertakter wird erst im Laufe des Jahres in Hubraumkonfigurationen von 125 und 150 Kubik zum Einsatz kommen. Dabei erlaubt die neue Dreiventilkonstruktion des Einspritzsingles eine bessere Füllung der Brennkammer samt optimaler Verwirbelung der Frischgase, zudem lässt sich die Zündkerze besser platzieren für eine effektivere Verbrennung. Für eine perfekte Leistungsentfaltung bei niedrigen Verbrauchswerten minimierten die Ingenieure zusätzlich die innere Reibung, indem sie sämtliche bewegten Teile wie Nockenwelle und Endabtrieb mit reibungsarmen Lagern ausstatten. Sogar die Ventilkipphebel sind auf der Kontaktfläche zur Nockenwelle friktionsreduzierend rollengelagert. Zur korrekten Gemischaufbereitung meldet eine Lambdasonde die Abgaszusammensetzung an einen Zentralrechner, der die Kennfelder entsprechend modifiziert.

Trotz – oder gerade wegen – der ganzen Maßnahmen braucht sich der gebläsegekühlte Einzylinder leistungsmäßig nicht hinter den Motoren mit Flüssigkeitskühlung zu verstecken: Der 125er bringt es auf 11,8 PS bei 8250 Umdrehungen und ein ordentliches Drehmoment von 10,3 Newtonmeter, der 150er, hauptsächlich für den heimischen Markt gedacht, leistet 13,2 PS bei 8000 Touren und 12,6 Nm. Mit der neuen Antriebsgeneration reagiert Piaggio auf deutlich verschärfte Emissionsbestimmungen. Die Italiener prophezeien zudem Verbrauchswerte von zwei Litern auf 100 km für den Motor. Der erste Einsatz ist bereits für Mitte 2012 im neuen Piaggio Fly 125 vorgesehen. Danach soll er die Vespa-LX-Baureihe befeuern, weitere Konzern-Modelle werden folgen.

Ob es die Vespa 946 irgendwann einmal zu kaufen gibt? Eindeutig ja, das wurde auf der Händlertagung in Monte Carlo Anfang Februar offiziell bekannt gegeben – und zwar ab Dezember 2012. Zunächst wird eine limitierte Kleinserie mit edlem Alu- statt Stahlblechchassis zu einem exklusiven Preis von knapp 10000 Euro aufgelegt. Ein Schelm, wer dabei nicht an ein später folgendes Serienmodell mit Normalausstattung und entsprechend günstiger Kalkulation denkt…

T. Kozik