Honda Integra 700i
Honda Integra 700i

Weltenbummler

Soviel Motorrad auch im Integra steckt, steht man davor, dann sagt man sofort Roller zu ihm. Auch ohne tiefen Durchstieg und trotz der großen Räder zeichnet sich die Silhouette eines sportlichen Scooters ab; die Fahrerbeine stehen auf Trittbrettern, vorne wölbt sich das Gebirge einer mächtigen Verkleidung auf. Unter dem Sitz wartet allerdings nur ein kleines Staufach, das für einen eher kleinen Jethelm geschaffen wurde. Zu den weiteren rollertypischen Freundlichkeiten zählen ein kleines Klappfach an der linken Seite der vorderen Verkleidung und eine 12V-Steckdose unter dem Sitz. Die Ergonomie erweist sich recht rasch als sehr gelungen. Der straffe Sattel besitzt eine gute Kontur, der Lenker schmiegt sich ideal in die Hände. Mit einem Daumendruck der rechten Hand aktiviert man den ersten Gang des Doppelkupplungsgetriebes. In weiterer Folge gibt es drei Möglichkeiten: Man fährt im normalen Automatikmodus (D), im sportlichen Automatikmodus (S) oder schaltet mittels zweier Tasten am linken Lenkerende selbst. Auf das eigene Eingreifen kann man auch gut verzichten, da die computerisierten Gangwechsel goldrichtig vollzogen werden. Im D-Modus besonders harmonisch, hier erreicht die Abstimmung fast die sahnige Geschmeidigkeit einer Variomatik; in S deutlich forcierter, mit Schaltvorgängen in 70 Millisekunden – schneller als ein Formel-1-Bolide. Dabei beherrscht das DCT der zweiten Generation auch eine Art Kickdown; reißt man die Drosselklappen in schneller Bewegung auf, schaltet die Automatik gleich zwei Gänge zurück.

Die größte Überraschung kommt aber vom Fahrwerk. Auf den ersten schnellen Kurven merkt man sofort, dass der Integra ein neues Kapitel im Buch der schnellen Scooter aufschlägt: Hier wird die saubere Linie geschätzt, es gibt kein Wackeln und Wedeln. Stabil wie ein Motorrad durcheilt man die Lande, und wenn man vor der nächsten Kehre den Anker wirft, dann war man wieder zu früh dran – denn der Integra bremst fantastisch. Dabei kann man ruhig beide Hebel ordentlich zur Brust ziehen; ein feines Pulsieren des serienmäßigen Integral-ABS begleitet dann die herrschaftliche Verzögerung.

Beim forcierten Anritt gefällt auch der Zweizylinder. Mit seinem 270-Grad-Hubzapfenversatz simuliert er einen V-Motor, vor allem das Schnattern beim Gas geben. Die Leistung ist satt, angesichts des superben Fahrwerks könnte der Motor sogar ruhig noch ein bisschen mehr Dampf machen. Auf jeden Fall drückt der Integra selbst im dreistelligen Speed-Bereich noch ordentlich an, begleitet von einem sonoren, tiefen Sound aus dem Orchestergraben zwischen den Beinen.