Lambretta LN 125

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Lambretta LN 125

Blech-Kiste Lambretta

Während der Blechrahmen in Italien gefertigt wird, stammt der Großteil der restlichen Komponenten aus Taiwan. Hier sind die Italiener eine enge Kooperation mit SYM eingegangen. Das gilt vor allem für den Motor. Angetrieben wird die LN 125 vom gleichen Motor, der auch SYMs Retro-Roller Fiddle 2 antreibt. Dabei handelt es sich um einen konventionellen, luftgekühlten Einzylinder-Viertaktmotor mit Zweiventil- und Vergasertechnik. Mit 8,8 Pferdestärken sollte man keine exorbitanten Spurtqualitäten erwarten, aber wie schon beim Fiddle 2 (Test MR 126) reicht die Leistung völlig aus, den Roller im Stadtverkehr schwungvoll um die Pkw-Karawanen zu manövrieren. Außerhalb der Städte will man mit der Lambretta ohnehin lieber genüsslich durch die Landschaft schaukeln, als hinter Lkw herzujagen. Um die Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h zu erreichen, braucht es einigen Anlauf. Die Stärke des Viertakters ist eindeutig der Geschwindigkeitsbereich zwischen 50 und 70 km/h. Außerdem hat sich der SYM-Motor als recht genügsam beim Spritverbrauch erwiesen. Mit knapp über drei Liter sollte man bei der LN 125 hinkommen.

Auch wenn die Lambretta kein Kompakt-Roller ist, so zeigt sie sich doch recht handlich und zielgenau lenkbar. Der Fahrer sitzt entspannt auf einer voluminösen Sitzbank, die auch für den Sozius genügend Platz bietet. Der Abstand zwischen Lenker und Knie ist außerdem groß genug, dass sich beide nicht ins Gehege kommen. Dank kleinem Mitteltunnel verspricht das gummierte Trittbrett den Füßen ausreichend Bewegungsfreiheit. Weniger großzügig fällt das Stauraumangebot aus: hinter der Frontverkleidung gibt es nur den üblichen Gepäckhaken, aber keine Staufächer. Unter der Sitzbank sieht es nicht besser aus: hier reicht der Platz nicht einmal für einen Jethelm.

Recht bescheiden sind zudem die Bremsen. Vorne arbeitet eine einzelne 190er Scheibe mit Doppelkolben, hinten eine konventionelle Trommel. Während die vordere Scheibe noch zupackend zu Werke geht, fehlt es der hinteren Trommel sowohl an spürbarem Druckpunkt als auch an effektiver Verzögerung. Etwas zu weich abgestimmt ist das hintere Federbein, das zudem im Soziusbetrieb überfordert ist. Das gilt leider auch für die Telegabel, die hinter Frontverkleidung und Vorderradabdeckung gut versteckt wurde, um die klassische Lambretta-Optik nicht zu stören.

Einem rein technischen Vergleich z.B. mit einer Vespa GTS mag die neue Lambretta LN 125 (noch) nicht Stand halten, aber die Mischung aus klassischer Linie und zeitgemäßem Komfort macht die Lami zu einer echten Alternative im Einerlei der nachgemachten Retro-Roller. Mehr als eine 08/15-Blech-Kiste ist sie allemal.

Norbert Meiszies