Sternbild Großer Inder

Nach der erfolgreichen Premiere der indischen LML Star als klassischer Schalt-Leichtkraftroller legt Importeur Cycle Union ein Brikett nach und schiebt die LML Star Deluxe 200 an den Start. Mehr Leistung im antiquierten Fahrwerksumfeld – ob das gut geht?

Eine selbsttragende Blechkarosserie wie annodazumal, Drehgriff-Handschaltung wie bei der 1946er Ur-Vespa und eine Einarmschwinge als Vorderradführung wie in alten Zeiten. Ein gut aufgemöbelter Italo-Klassiker also? Nix da, zumindest nicht, wenn man sich das Produktionsdatum anschaut: Dieses cremefarbene Blechstück stammt aus dem Jahre 2011 und wurde in Nordindien vom ehemaligen Piaggio-Lizenznehmer LML zusammengebaut. Dass die Star Deluxe immer noch so aussieht wie damals, liegt daran, dass sie nach originalen Vespa-PX-Bauplänen aus den Achtziger-Jahren gefertigt wird.

Bislang gab es den Neoklassiker in einer Führerschein-A1-freundlichen 125er-Variante, die bei schlappen 7,9 PS allerdings nur mit viel Mühe den berühmten Hering vom Teller zog. Neuerdings offeriert Importeur Cycle Union eine größere Variante: Die weitgehend baugleiche LML Star Deluxe 200 4T packt mit einem luftgekühlten, 11,7 PS starken Zweiventil-Viertakter den Turban in den Tank und liegt mit 2999 Euro gerade mal um fünf Hunderter über der LKR-Variante. Der Viertakter unseres Testexemplars springt sowohl mit Kickstarter als auch per E-Starter in warmem Zustand unmittelbar an. Nach einer kalten Nacht braucht’s jedoch zwei, drei Versuche, bei denen man jedesmal den Atem anhält und hofft, dass die Batterie den Anlasser noch einmal durchzieht. In unserem Fall können wir auf den Choke verzichten – jawohl, Choke, auch einen Benzinhahn hat der antiquierte Triebling sehr zur Freude der Roller-Reservisten noch. Der Motor, zusammen mit dem gleichsam früheren Piaggio-Lizenznehmer PGO aus Taiwan entwickelt, bekommt sein Gemisch von einem klassischen 18er-Vergaser aufbereitet, doch für die nächste Entwicklungsstufe kommen die Inder um eine Einspritzung nicht herum.