LML Star Deluxe 200
LML Star Deluxe 200

Sternbild Großer Inder

Der kleine, subjektiv etwas rauer als der 125er laufende Motor kommt ohne mechanische Geräusche aus und klingt schön dumpf bis sonor-kräftig. Im Vergleich zur 125er- Viertakt-LML ist er sogar ein Muskelprotz und durchzugsstark: Auch in kleineren Kurvenradien braucht man nur höchst selten den zweiten Gang, der dritte und auch der vierte ziehen ohne Verhungern immer schön durch. Dreht man den Motor aus, geht’s vergleichsweise flott vorwärts, insgesamt lässt sich die 122 Kilo leichte LML äußerst entspannt und schaltfaul bewegen. Nach kurzer Übung hat man den Trick mit der Drehgriffschaltung raus und trifft die vier Gänge – fast – immer; neu ist ein hilfreiches Leerlauflämpchen im Cockpit. Einzig die schlechte Dosierbarkeit der Kupplung, die erst auf den letzten Millimetern greift, verlangt beim Anfahren die volle Konzentration des Klassik-Piloten.

Besonders wichtig: Auf der Autobahn stellen Zwanzigtonner keine unüberholbare Hürde mehr dar, mit echten 94 km/h drückt sich die 200er an den Riesen allmählich vorbei. Das fordert seinen Tribut in Form des angesichts der Fahrleistungen eher übertriebenen Konsums von 4,1 Liter Sprit auf die hundert Kilometer, womit zugleich die Reichweite bis zum Umlegen des Reservehebels genannt wäre.

Trotz der gestiegenen Dynamik benimmt sich die 200er besser als die kleine Hubraumvariante, und das auf jedem Geläuf. Höhere Spurstabilität, besseres Kurvenverhalten und etwas mehr Fahrkomfort sind hier sicherlich den Sava Kranj-Pneus zu verdanken, die der LML zu einem abgerundeteren Fahrverhalten verhelfen. Das ändert jedoch nichts daran, dass man durch die besondere Konstruktion mit seitlichem Motor und kleinen Zehnzollrädchen sowohl in der Kurve als auch auf der Geraden immer ein wenig in Schlangenlinien fährt. Auf Kopfsteinpflaster und Versatzstücken geraten die Radaufhängungen sehr schnell an ihre Grenzen und überlassen die Dämpfungsarbeit der Anatomie der Besatzung – kaum vorstellbar, wie so ein Ding auf den bekanntlich miserablen Straßen Indiens funktioniert.

Drüben wie hüben muss man kein Wahrsager sein, will man mit der LML sicher durch den Verkehr kommen. Doch um ein gerüttelt Maß an vorausschauender Fahrweise kommt angesichts der Wirkung der vorderen Scheibenbremse und Hinterrad-Trommelbremse niemand herum: Mäßig dosierbar und mit reichlich hohen Betätigungskräften zu bedienen ist ihre Charakteristik mit „besonders defensiv“ freundlich umschrieben.