LML Star Deluxe 200
LML Star Deluxe 200

Sternbild Großer Inder

Dafür bietet die LML ausgewachsenen Mitteleuropäern ein Plätzchen, das sie ansonsten selten vorfinden: Aufrecht sitzt der Fahrer auf dem kommoden, recht schmalen Polster und greift aktiv an den Lenker. Hinter dem Frontschild ruhen die Beine gut geschützt auf dem flachen Trittblech, nur wer sehr lange Beine hat, bekommt in Kurven mitunter ein Problem. Unter der Zweiersitzbank braucht niemand nach einem Gepäckraum suchen – wer einen Schalt-Blech-Klassik-Roller will, weiß, dass man stattdessen in der Vorderschürze ein riesiges Handschuhfach vorfindet. Trotz der zerklüfteten Bauweise mit ungünstigen Tiefenräumen passt hier eine Unmenge hinein.

Beim indischen Vespa-Klassik-Klon drängt sich zwangsläufig die Frage auf, wie denn die Verarbeitung im Vergleich zum Italo-Original ausschaut, sprich: zur PX 150, die fast einen Tausender mehr kostet und knapp acht PS zu bieten hat. Hier muss sich die Viertakt-LML nicht grundsätzlich genieren, wenngleich die günstigere Fertigung natürlich erkennbar bleibt – die Blechfalz an der Kante des Vorderradschutzblechs, die Passgenauigkeit der Blinker-Chromeinfassungen und die elektrische Verkabelung im Motorraum unter der rechten Seitenbacke zeugen davon.

Versierte Selberschrauber werden dies vielleicht sogar eher mit Entzücken zur Kenntnis nehmen. Alle anderen müssen wissen, was sie mit der erstarkten LML bekommen: Ein für 2999 Euro vergleichsweise günstiges, originalgetreues und maßvoll dynamisches Produkt mit überholter Technik, mit dem die Lebensanschauung und das puristische Rollerfahren der Sechziger und Siebziger Jahre wieder lebendig wird.

TK