Piaggio X10 350
Piaggio X10 350

Low Rider

Piaggio besitzt eine lange Tradition in Sachen GT-Scooter. Mit dem neuen X10 wollen die Italiener neue Maßstäbe bei den großen Touristen setzen. Das könnte ihnen sogar gelingen, denn der Maxi-Roller ist ein regelrechtes Raumwunder mit dem sagenhaften Radstand von 1625 mm

Als Piaggio auf der letztjährigen EICMA den X10 zusammen mit anderen Designstudien auf großer Bühne etwas versteckt im Hintergrund präsentierte, da machte das den Eindruck, als wüssten die Italiener selbst nicht so recht, was sie von dem Entwurf halten sollten. Aber schnell wurde klar, das ist das Projekt, was wohl als eines der ersten für 2012 in die Tat umgesetzt würde. Gerade bei den Touren-Rollern hatte Piaggio Nachhol- und Modernisierungsbedarf. Immerhin blickt der Konzern auf eine lange Tradition mit sogenannten GT-Scootern zurück, Fahrzeuge mit reichlich Stauraum, großzügigem Platzangebot für Fahrer und Beifahrer und Fahreigenschaften, die das Absolvieren längerer Distanzen erlauben.

Der Zweitakt-Hexagon machte 1993 den Anfang, er war einer der ersten sogenannten Maxi-Scooter, es folgte der rundliche X9. Danach wurde weiter abwärts gezählt mit X8 und X7 sowie der letzten Variante, dem XEvo.

Das ist Geschichte, mit dem X10 läutet Piaggio eine neue Ära der Gran-Turismo-Klasse ein. Die Ausmaße machen es deutlich. Mit einer Länge von 2265 mm und einem Radstand von unglaublichen 1625 mm wirkt der X10 wie ein Low Rider, derartige Dimensionen gab es in dieser Roller-Klasse bisher nicht. Verstärkt wird der Eindruck von lang und flach durch das „fließend elegante Design”, wie Produktmanager Raffaele Sperandeo die wellenförmen Formen umschreibt. Von der Seite betrachtet könnte man wirklich seekrank werden bei soviel Auf-und-ab-Linien. Darin integriert sind das ein Meter lange Trittbrett, der 820 mm lange Sitz und die mächtigen Haltegriff am Heck. Aufgebrochen wird das „Waveshape” durch die Front, die von einer imposanten Scheinwerfereinheit so beherrscht wird, als wolle Piaggio damit einen Fußballplatz ausleuchten. Mit den zwei seitlich orientierten Scheinwerfern kommt der X10 fast aggressiv daher. In der Mitte angeordnet, eingerahmt von den LED-Leuchten des Tagfahrlichts, wirkt das Projektor-Fernlicht wie ein alles überwachendes Auge. Die ebenfalls in die Lichteinheit integrierten Blinker verstärken diesen Effekt noch. Dagegen kommen die beiden LED-Rücklichter fast schon bescheiden zurückhaltend daher, während die Blinker hinten sogar noch analoge Signale abgeben.