Honda Integra 700i
Honda Integra 700i

Bei Wind und Wetter

Ein paar Stunden später würde die aber keiner mehr auf dem Integra sitzen wollen, denn in Frankreich hatte es ausgiebig und intensiv zu regnen begonnen. Aus der fröhlichen Landpartie war ein stressiges Kilometerfressen unter erschwerten Bedingungen geworden. Doch zum Glück ist der Integra ein Hightech-Gerät mit bester Sicherheitsausstattung, was sich im Stop-and-go-Verkehr durch Lyon adrenalinvermindernd auswirkt: Des öfteren muss kräftig an beiden Bremshebeln gezogen werden, um Feindkontakt zu vermeiden. Bisweilen stellt das serienmäßige Integral-ABS unter feinem Pulsieren eine trotz der Nässe sichere und stattliche Verzögerung bereit. Dazu trägt die lastabhängige Bremskraftverteilung des Honda-Verbundbremssystems einiges bei – wird die Hinterbremse betätigt, agiert der mittlere Kolben der Dreikolbenzange an der Einzelscheibe vorn mit und sorgt so für eine gute Bremsstabilität und -wirkung. Doch auch die nässeunempfindlichen Metzeler-Pneus tragen viel zur Beruhigung des Fahrers bei.

Nach einer erschöpften Tiefschlaf-Nacht macht prasselnder Regen bei Croissant und Milchkaffee nicht allzu viel Lust auf einen baldigen Aufbruch. Doch da sich nichts an der Wetterlage zu ändern scheint, geht’s ab auf die l’Autoroute du Soleil, dem Mittelmeer entgegen. Immerhin bietet die gewölbegleiche Karosserie und das Windschild einen durchaus zufriedenstellenden Schutz vor den Unbilden der Natur, und das nach Rollermaßstäben! Die nicht verstellbare, hohe aber schmale Scheibe schützt Helm und Oberkörper wacker gegen den Wind, auch die Beine ruhen gut geschützt hinter dem Plastik. Nur an den Oberarmen und am Nacken zieht es leicht. Das ändert sich, sobald ein nur kleiner Lieferwagen voraus fährt; dann schütteln kräftige Turbulenzen die Besatzung und ein Spurwechsel ist angesagt. Krach im Helm herrscht so oder so spätestens ab 110 km/h, auf solch langen Strecken sind Ohrenstöpsel ohnehin ein Muss.

Kurz vor dem Mittelmeer geht’s rechts ab ins kurvenreiche Department Gard mit den Cevennen, bei unverändert bescheidenen Witterungsbedingungen. Zum Abend hin beruhigt sich die Regenfront ein wenig, und spätestens nach dem zweiten Tag im Sattel spüren selbst unsensible Naturen ihr Hinterteil. Dabei sitzt es sich auf dem Integra durchaus entspannt, die Ergonomie erweist sich selbst für Rollerfahrer als sehr gelungen. Der straffe Sattel besitzt eine gute Kontur, der Lenker schmiegt sich angenehm in die Hände, nur der breite Mitteltunnel stört gewaltig. Dieser engt zudem die Fußablage ein, bei lockeren Kniewinkeln. Insgesamt sitzt man bequem, aber sehr vorgegeben – Bewegungsmöglichkeiten gibt es praktisch keine. Auf dem hinteren Plätzchen sitzt es sich nicht ganz so kommod, die ausklappbaren Rasten sind recht hoch angebracht und die Oberschenkel wandern weit nach oben.