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Honda SHi vs. Yamaha Xenter

Duell der Großradler

Vollbesetzt tun sich beide Aspiranten mit der Fahrdynamik schwer, doch das gilt infolge des Leistungslimits für alle Leichtkraftroller. Offensichtlich bedingt dies annähernd gleiche 125er-Motorenkonzepte, Honda und Yamaha vertrauen auf flüssigkeitsgekühlte Viertakt-Einzylinder mit Vierventiltechnik, einer obenliegenden Nockenwelle (ohc) und einer elektronischen Zünd-Einspritz-Anlage. Der eine Spur langhubiger ausgelegte Xenter-Triebling schafft 12,5 PS und bleibt damit leistungsmäßig hinter dem 14 PS starken SH. Im Drehmoment hat er jedoch die Nase knapp vorn mit 11,9 zu 11,5 Newtonmeter. Beim Ampelstart zieht der Yamaha nach minimaler Verzögerung flott voran und kann den SH auf den ersten Metern düpieren. Nähert man sich jedoch der Stadtgrenze und wird’s flotter, zieht der Honda ganz langsam vorbei. Das liegt weniger an der gemessenen Endgeschwindigkeit – hier schenken sich beide nichts bei 99 zu 100 km/h für den SH – als an der spritzigeren Variomatik-Auslegung. Bei den Manieren macht sich die aktuellere Konstruktion des Yam-Singles bemerkbar, der nicht nur dank Ausgleichswelle seidenweich läuft, sondern mit schlappen drei Litern den guten Verbrauch des SH noch um 0,3 Liter unterbieten kann. Zusammen mit dem größeren Spritfass erlaubt das Reichweiten von 266 Kilometer, während der SH alle 227 Kilometer an die Zapfsäule muss.

Die wichtigste technische Innovation des Neulings befindet sich aber am Heck und verschafft ihm eine besonders luftige Ansicht: Statt üblicher senkrechter Federbeine wie beim SH findet sich hier ein schräg gestelltes Federbein auf der linken Fahrzeugseite, das über einen Hebel progressiv angesteuert wird. Das beschert mehr Steifigkeit, minimiert die ungefederten Massen und sorgt für eine progressivere Dämpfung als bei konventionell vertikal angebrachten Federbeinen. Dadurch erarbeitet sich der Xenter kleine Vorteile hinsichtlich Fahrstabilität und Komfort. In erster Linie sind jedoch die großen Sechzehnzollräder für die stabilen Fahreigenschaften und den hohen Abrollkomfort zuständig. Deshalb bekommt der Honda SH hier ebenfalls sehr gute Noten, zumal seine Telegabel eine Spur besser gedämpft ist als das Pendant des Xenter. Beide geben sich in unseren vom maladen Straßenzustand malträtierten Innenstädten keine Blöße, Yamaha wie Honda überqueren souverän und zuverlässig Kopfsteinpflaster, Straßenbahnschienen und Versatzstücke. Brav gehorchen sie den eingegebenen Richtungsbefehlen, dabei macht der Honda SH unterm Strich den leichtfüßigeren Eindruck, der Yamaha Xenter den etwas stabileren.

Wie der Honda SH setzt auch der Yamaha zur Entschleunigung auf eine kombinierte Verzögerungsaktion. Während beim Xenter eine vordere Scheibe mit der hinteren Trommel koagiert, setzt der SH auf das bekannte CBS mit zwei Scheibenbremsen. Werden beide Bremshebel aktiviert, verzögern die Kandidaten hinreichend kräftig. Dabei muss man dem SH die effektivere Stoppwirkung und das knackigere Bremsgefühl attestieren. Wird jedoch nur vorn mit dem rechten Bremshebel gestoppt, wirkt die Yamaha-Einkolbenzange im direkten Vergleich geradezu zahnlos. Diese defensive Auslegung mag zwar ein Überbremsen verhindern, doch etwas mehr Zug wäre wünschenswert.