Parken verboten
Hat man es sich einmal gemütlich gemacht und betätigt den Startknopf, so springen beide Kandidaten willig und auf den ersten Startimpuls an. Automatisch passen die Einspritzanlagen das Gemisch den Kaltstart-Bedingungen an, beide Aggregate laufen sofort rund. Bei der Grundkonstruktion vertrauen beide unisono einem flüssigkeitsgekühlten Viertakter, dessen Brennraum von einer elektronischen Einspritzung gefüttert wird und bei dem eine Lambdasonde über Euro-3-konforme Abgase wacht. Der erwachsenere Auspuffsound kommt vom Peugeot-Single, bei dem eine Nockenwelle vier Ventile bedient. Mit seiner recht kurzhubigen Auslegung erreicht er mit 14 PS Maximalleistung annähernd das gesetzliche Limit, auf freier Strecke reicht das zu einer sehr beachtlichen Höchstgeschwindigkeit von 113 km/h. Damit zählt der Citystar zu den schnellsten 125ern, die wir bei der motoretta je hatten.
Verglichen mit diesem Prunkstück fällt der Taiwaner deutlich ab, dessen Einzylinder eine andere Philosophie verfolgt als der Citystar-Motor: Mit langhubigem Hub-Bohrungsverhältnis und Zweiventiltechnik mobilisiert der Kymco nur knapp zwölf PS. Das macht sich im offenen Geläuf in der bescheidenen Endgeschwindigkeit von 98 km/h bemerkbar, hier fährt der Franzose schnell einen deutlichen Vorsprung auf den Taiwaner heraus. Dagegen lässt sich der Kymco im Stop-and-go-Verkehr der Innenstadt etwas unerwartet nicht die Butter vom Brot nehmen: Aus der Parklücke kommt der Grand Dink deutlich schneller zur Sache, sein Motor wirkt agiler und legt schnell an Drehzahl und Geschwindigkeit zu. Beim innerstädtischen Sprint von Ampel zu Ampel sieht er in der Regel die Zielflagge zuerst.
Auf den breiten Ausfallstraßen geht ihm ab Tacho 70 dagegen etwas die Puste aus, hier schiebt sich der insgesamt weniger quirlige, aber gleichmäßiger zulegende Peugeot wieder nach vorn. Dieser läuft zudem eine Spur ruhiger, doch beim Kymco von unangenehmen Vibrationen zu sprechen, würde ihm nicht gerecht. Für die größere Spurtfreude des Fernöstlers zahlt der Fahrer einen Aufschlag bei den Benzinkosten, denn der – durchaus akzeptable – Durchschnittsverbrauch liegt mit 3,9 Litern fast einen halben Liter höher als beim Europäer. Bei diesem fließen 3,5 Liter Saft auf 100 Kilometer Strecke durch die Einspritzdüsen, was ihm zu einem Aktionsradius von 257 Kilometern gegenüber 230 beim Konkurrenten gereicht. Der Tankverschluss befindet sich übrigens unüblich links vorn unterhalb der Sitzbank hinter einer abschließbaren Klappe, beim Grand Dink liegt der abschließbare Tankdeckel hinter einer Klappe im Bug.
Beim Auskosten der Reichweite kommt es neben der Bequemlichkeit auf Zugfreiheit an. Beim Citystar hält die großvolumige Scheibe Druck zwar fern, allerdings wirbelt der Wind turbulent um den Helm herum und verursacht laute Geräusche. Da geht der Kymco mit seiner schmalen Scheibe einen anderen Weg: Sein Windschutz beschränkt sich auf die Teilung in laminare Luftströme, was Oberkörper und Helm zwar dem Wind aussetzt, aber Turbulenzen wirkungsvoll verhindert.





