Kymco gegen Peugeot
Kymco Grand Dink gvs. Peugeot Citystar

Parken verboten

Ergonomie und Windschutz machen die Bequemlichkeit eines Rollers genau so aus wie der eigentliche Fahrkomfort. Und da mittlerweile die Asphaltbeschaffenheit unserer Straßen alles andere als tadellos ist, kommt den Federelementen eine wichtige Funktion zu. Schon auf kleinere Bodenunebenheiten spricht die Kymco-Gabel sensibel an und filtert einiges von den straßenbaulichen Mängeln heraus. Etwas weniger souverän arbeiten die beiden Federbeine im Heck, die zu straff agieren – dennoch ist die Abstimmung des Grand Dink harmonisch und durchaus gelungen. Nur auf sehr holprigem Untergrund gerät die Dämpfung an ihre Grenzen und es kann schon mal ungemütlich werden. Den Federelementen des Peugeot geht diese Sensibilität etwas ab, insbesondere die Gabel leitet kleine Stöße ungefiltert ins Fahrwerk. Dafür steckt das satte Dämpfungssystem des Franzosen derbe Unebenheiten besser weg, nur schnell aufeinanderfolgende Schlaglöcher überfordern auch dessen Dämpfer.

Reaktionsschnelle Fahrer können diesen Untiefen ausweichen, denn beide 125er sind von Hause aus auf Handlichkeit getrimmt. Dabei macht der Grand Dink den agileren Eindruck trotz des etwas längeren Radstands von 1470 mm. Der tiefe Gesamtschwerpunkt und das kleinere Hinterrad wirken belebend. Lenkbefehle setzt der minimal schwerere Taiwaner unverzüglich und ohne Kraftaufwand in Richtungswechsel um. Dagegen wirkt der Citystar infolge der aufrechten Fahrerpositionierung in allem eine Spur behäbiger, gleichzeitig aber auch besser kontrollierbar. Tadellos arbeiten zudem die französischen Vortriebsvernichter, vor allem die vordere Scheibenbremse packt mit spürbarem Druckpunkt und präziser Dosierbarkeit zu. Kymco setzt dagegen auf eine gleichberechtigte Verzögerungsleistung vorn wie hinten, die effektiv, aber unspektakulär einsetzt.

Mitnahmemöglichkeiten bieten beide im nicht abschließbaren Handschuhfach im Bug, das zudem die Bordsteckdose enthält, und unter der Sitzbank. Hier passt beim Peugeot ein waschechter Integralhelm hinein, beim Kymco bietet das beleuchtete Fach höchstens einem kleinen Jethelm Platz. Haupt- und Seitenständer sind unisono serienmäßig, das Aufbocken geschieht geradezu spielerisch. Große Unterschiede gibt’s bei den Cockpits: Die großen Franzosen-Rundinstrumente bieten mit der Kühlmittel- und Außentemperatur mehr Informationen als die analog-digitale Kymco-Kombination, die dafür einen Drehzahlmesser besitzt.

Für die vielfältigen Einsatzbereiche, die Leichtkraftrollern abverlangt werden, sind Kymco Grand Dink wie Peugeot Citystar unterm Strich also prima vorbereitet – jeder mit der ihm eigenen Ausprägung der einzelnen Eigenschaften. So kann der 3349 Euro teure Franzose seine Gediegenheit und den ausgezeichneten Motor in die Waagschale werfen, während der für 3499 Euro im Schaufenster stehende Taiwaner als agiler City-Sprinter überzeugt.

Thilo Kozik