Flotte Dreier
Da die Marabese (Quadro)-Techniker bereits an der Entwicklung des MP3 beteiligt waren – das Studio hat zum Beispiel auch die Vespa GT entworfen – hätte man vermuten können, dass der Quadro 350D eine ähnliche Technik zur Führung der beiden Vorderräder nutzt wie sein Vorbild. Mitnichten, die Entwickler wenden ein gänzlich anderes System an, das sie „Hydraulic Tilting System“ (HTS) tauften. Es arbeitet in Verbindung mit den zur Führung der Vorderräder verwendeten Querlenkern verblüffend einfach mit drei miteinander verbundenen, öl- und gasgefüllten Zylindern: je einem an den Rädern und einem Ausgleichsbehälter in der Mitte. Das gibt dem Roller – auch im Stillstand – eine Stabilität, wie sie Zweiräder sonst nur in Bewegung haben. Neigt man das Dreirad im Stand und lässt die Lenkerenden los, dann fällt das Dreirad nicht einfach um, es sinkt langsam zur Seite, um noch den Fuß rechtzeitig zum Abstützen herausstellen zu können.
Anders als beim Yourban, der im Stillstand mittels eines kleinen Schiebeschalters am rechten Lenker die beiden Vorderräder blockiert und so in der Senkrechten gehalten wird, genügt beim Quadro ein halbwegs ausgeprägter Gleichgewichtssinn. Betätigt man außerdem die Bremsen, steht das Gefährt noch stabiler. Richtig blockiert wird das HTS erst mit einem Hebel, der zusätzlich auf die Hinterradbremse wirkt. Nach dem Lösen der Feststellbremse lässt sich der Quadro wie ein normaler Roller von der Stelle bewegen, während sich das Hin- und Herschieben des Yourban bei blockierten Vorderrädern umständlich gestaltet.
Die steife Konstruktionsanordnung des Quadro ist Geschmacksache, die Front wirkt subjektiv unhandlich und schwerfällig. Die 220 Kilo Lebendgewicht des 350ers wollen erst einmal von der Stelle bewegt sein. Dafür fühlt man sich ausgesprochen sicher auf den drei Rädern. Der Roller zieht spurstabil seine Bahn, ohne auch nur das geringste Gefühl von Kippeligkeit aufkommen zu lassen. Auf Unebenheiten reagiert der Quadro mit großer Gelassenheit.
Steigt man vom Quadro auf den Yourban, dann glaubt man sich zunächst auf einem 10-Zoll-Scooter alter Schule, so sensibel reagiert der Piaggio-Dreiradler auf Gewichtsverlagerungen oder Lenkbefehle. Umgekehrt fühlt sich der Umstieg wie der Wechsel von einem Fahrrad auf einen Sattelschlepper an. Spätestens in dem Moment wird kar, dass hier nicht zwei gleiche, sondern zwei grundsätzlich verschiedene Konzepte aufeinanderprallen. Der Quadro 350D setzt auf Fahrer, die ihren Roller nicht nur als Kurzstreckenfahrzeug einsetzten, sondern damit sogar mal auf der Autobahn Strecke machen. Das erledigt der Quadro ausgezeichnet – auch Dank seines guten Wind- und Wetterschutzes. Hinter der Frontverkleidung und der nicht besonders hohen, aber breiten Windschutzscheibe spüren selbst große Fahrer kaum Winddruck. Die unteren Extremitäten bleiben bei Regen längere Zeit geschützt.





