20 Retro-Scooter

Retrospektive

Vespa PX 125

Vespa_PX

Die PX erlebt ein Revival mit dem altbekannten Zweitakter mit 125 und 150 Kubikzentimeter Hubraum, einen modernen Viertaktmotor sucht man hier vergebens. Um die Euro-3-Norm zu erfüllen, verpassten die Italiener dem PX-Aggregat ein Sekundärluftsystem und einen neuen, ungeregelten Katalysator. Schön sauber, möchte man meinen, aber reichlich zugestopft: Dem drehschiebergesteuerten Zweitakter mit 123 cm3 Hubraum verbleiben ganze 6,5 Pferdchen, der 150er schafft es auf knapp acht PS. Weil sich Veränderungen am Fahrwerk gravierend auf den Kultstatus ausgewirkt hätten, hat man sich in Pontedera bewusst davor gehütet. Darum kommt der Klassiker so puristisch wie als Urform von 1977 daher, mit durchgehender Blechkarosse, gezogener Einarmschwinge vorn, Triebsatzschwinge hinten und kleinen 10-Zoll-Rädern. Verglichen zu früher wirkt die PX aber deutlich souveräner bei Geradeauswie Schrägfahrt, das Einlenken geschieht spürbar präziser und mit passablem Feedback. Die Mini-Räder im Format 3.50-10 und der kurze Radstand von 1260 Millimeter machen den Youngtimer zwar besonders wendig, perfekten Geradeauslauf sollte man allerdings nicht erwarten, wenn man heutige Maßstäbe anlegt. Beim Verzögern heißt es wie bei der PX vor zehn Jahren: Viel hilft viel. Nur mit kräftigem Tritt kommt das Hinterrad über eine Trommelbremse mit Fußpedal im Bodenblech zum Stehen, vorne arbeitet eine Scheibe mit 200 Millimeter Durchmesser so indifferent, dass man sich kaum traut, feste zuzulangen. Dafür kann die typische Vespa-Haltung gefallen: Aufrecht auf dem angenehmen Polster sitzend, fassen die Hände locker an den Lenker, die Füße ruhen bei angenehm entspannten Kniewinkeln lässig auf dem flachen und tiefen Trittbrett. Das ändert aber nichts daran, dass das Fahrwerk selbst allenfalls den Komfort einer Seifenkiste zu bieten hat. Durch die knappen Federwege und kleinen Räder gelangen Buckel und Asphaltversätze fast ungefiltert bis zum Fahrer – Rollerfahren, wie es in den Siebzigern war.

Änderungen gegenüber dem letzten PX-Modell von 2007 sind optischer Natur wie der Grill an der Frontverkleidung, eine neu geformte Sitzbank, eine moderne Heckleuchte, die mit dem Vespa-Logo markierte Gummimatte im Fußraum und neue Lenkergriffe – ebenfalls mit Vespa-Schriftzug. Unter der Zweierbank braucht niemand nach einem Gepäckraum suchen, als Ablage dient ein riesiges zerklüftetes Handschuhfach in der Vorderschürze. Klassik-Liebhaber werden sich über die Klarglas-Blinker nicht unbedingt freuen, genauso wenig wie über die prägnante Zierleiste aus Plastik rund um das Frontschild. Doch bei der neuen PX handelt es sich um eine echte Neuauflage der letzten Baureihe von 2001, produktionstechnisch und von den Komponenten her auf heutigen Standard gehievt. Echte Fans wird das ebenso wenig abschrecken wie minimierte Dynamik der PX – notfalls können die alten Tuning-Kits aus dem Regal geholt werden, die passen nämlich weiterhin. Dabei macht die Bewahrung der konzeptionellen Unzulänglichkeiten den eigentlichen Reiz des Neoklassikers aus.

Technische Daten

Motor: Einzylinder-Zweitakt, Luftkühlung, Drehschieber, Vergaser
Hubraum: 123 cm3
Leistung: 6,5 PS (4,8 kW) bei 6000/min
Drehmoment: 9,5 Nm bei 4250/min
Fahrwerk: Einarmschwinge, Triebsatzschwinge, ein Federbein, 3.50-10, 3.50-10
Bremsen v/h: Scheibe / Trommel
Abmessungen: Tankinhalt 8,0 l, Sitzhöhe 810 mm, Gewicht 120 kg, Zuladung 180 kg
Listenpreis: 3690,- Euro